Auch die zweite Veranstaltung in diesem Jahr war ein voller Erfolg. Trotz Kälte und eisigem Wind kamen 13 Erwachsene und 2 Kinder zur Wanderung. Hier ein Auszug aus dem Bericht der Eppstein Zeitung (Helga Miscker)
„Sieben Kräuter finden wir bestimmt“, versprach Alberts zu Beginn seiner Führung und behielt damit tatsächlich Recht. Nach nur ein paar Schritten am Waldrand hinter der Freiherr-von-Stein-Schule wurde die Gruppe fündig: Ein Feld Scharbockskraut, auch Froschlöffel genannt, lugte aus dem Laub. Die herzförmigen fleischigen Blätter wurden für den geplanten Kräuter-Dipp ebenso geerntet wie die Blätter der Knoblauchsrauke, die beim Zerreiben durch das darin enthaltene Senföl den markanten Knoblauchgeruch entfalten. Auch die nussig schmeckenden gefiederten Rosettenblätter der Pimpernelle wanderten in den köstlichen Dipp, der anschließend auf dem Jägeracker, dem Schulgarten, zubereitet und eingenommen wurde - nicht ohne, dass die Kräuter vorher gewaschen wurden. Da im Schulgarten kein Leitungswasser vorhanden ist, behalf sich die Gruppe mit Mineralwasser. Um das Risiko von Verunreinigungen der Kräuter gering zu halten, empfahl Alberts außerdem, nicht direkt am Wegesrand zu pflücken. Zur Bestimmung der Kräuter sollte man sämtliche Sinne zu Hilfe nehmen: bis hinunter zur Wurzel schauen, das Pflänzchen zwischen den Fingern zerreiben und eine Riechprobe machen. Die hier erwähnten Wildkräuter werden vor der Blüte gesammelt. Das Scharbockskraut eignet sich danach nicht mehr zum Verzehr.
Das Sammeln und Verwerten der frühen Kräuter hat eine lange Tradition, berichtete Alberts. Nachdem die Lebensmittel im Frühjahr aufgebraucht waren, machten die Menschen in der eher unfreiwilligen Fastenzeit aus der Not eine Tugend und nutzten die Kräuter, um sich mit wichtigen Vitaminen zu versorgen. Die jungen Blätter der Brennessel haben zudem eine entwässernde Funktion, die im Frühjahr als Spinat mit Butter und Sahne zubereitet sehr gut schmecken. Damit traf Alberts den Nerv seiner Zuhörerinnen und Zuhörer. Angelika Trabert aus Ehlhalten ist davon überzeugt, dass die Natur alle benötigten Heilkräfte bereithält.
„Fast alles, was ums Haus wächst, ist für uns gemacht“, ermunterte Alberts die Gruppe, sich der Natur zu bedienen. Die länglichen rosettenartigen Blätter des Spitzwegerichs haben eine desinfizierende Wirkung auf kleineren Wunden: Einfach ein Blatt zerreiben, angefeuchtet auf die Stelle legen und mit einem Pflaster fixieren.
Nicht zu vergessen, dass das junge Grün auch unsere Stimmung verbessert. Nach langen, kalten, grauen Wintermonaten hellen uns die satten, frischen Farben der Frühlingsblüher auf. Alberts riet zur Ansaat von Winterlingen und Schneeglöckchen im eigenen Garten. Die Gruppe wiederum betrachtete fast ein bisschen ungläubig das winzige zarte Grün, das trotz der langen Kälte aus der winterbleichen Wiese sprießt: die gefiederten Blätter der Schafgarbe und die kleinen schmalen Blätter der Weidenröschen. Deren Blüten zeigen im Hochsommer rosa- bis purpurfarben unübersehbar ihre ganze Pracht. Wenn jetzt keine Frühlingsgefühle erwachen…